ehem. Klosterkomplex des Kartäuserordens in Kartuzy

Bevor Kartuzy eine Stadt wurden, war diese Ortschaft mehrere Jahrhunderte eine kleine Siedlung und ein Vorwerk, das zugunsten des Klosters arbeitete. Die Kartäuser stammen aus den französischen Alpen, wo das erste Kloster vom heiligen Bruno aus Köln im Jahre 1084 gegründet wurde. Als Eremiten brauchten die Ordensbrüder einen von den menschlichen Wohnsitzen entfernten Ort. Der Adlige Johannes von Rusocin schenkte ihnen das inmitten der Seen gelegene Land, das mit dem Wald gänzlich umgeben war. Es hat den Brüdern so sehr gefallen, dass sie den neuentstandenen Konvent Marienparadies genannt haben. Sie kamen hierher im Jahre 1380 und innerhalb einiger Jahrzehnte bauten sie die Kirche und die Mehrheit von den Klostergebäuden. In der Blütezeit gehörten zum Kloster in Kartuzy zirka 6700 ha der Güter. Sie lagen vor allem im östlichen Teil des heutigen Landkreises Kartuzy, um Kolbudy und Nowa Karczma als auch im Werder und in Gdynia mit dem heutigen Stadtteil Grabówek. Das Kloster hatte auch einige Immobilien in Danzig. Die Zeiten der Prosperität endeten während der Kriege Polens mit Schweden. Die schwedische Truppen haben zweimal (1626 und 1655 ) das Kloster ausgeplündert. Nach den Teilungen Polens wurde das Kloster im Jahre 1826 von der preußischen Regierung aufgelöst. Die Ausstattung der Kirche haben die Bewohner vom benachbarten Ort Prokowo vor der Steigerung bewahrt. Von den Klostergebäuden sind die ehemalige Konventkirche, das Refektorium, die Einsiedelei und der Brunnen erhalten geblieben. Alle Objekte stammen aus dem 14. Jahrhundert. Der gotische Körper der Mariä Himmelfahrt-Kirche ist mit dem im 18. Jahrhundert umgebauten Barockdach zugedeckt, das in der einzigartigen Sargdeckel-Form gestaltet wurde. Ihre barocke Inneneinrichtung erhielten das Schiff und das Presbyterium im 17. Jahrhundert nach den schwedischen Kriegen. Die Aufmerksamkeit der Besucher fesseln die Ledertapeten, die die Wände des Presbyteriums schmücken. Dieses Presbyterium ist die einzige Sammlung im ganzen Polen, die so viele Ledertapeten am ursprünglichen Ort aufbewahrt. Erwähnenswert ist auch die reiche Holzschnitt-Fassung mit den Heiligenmotiven, die den Thron des Zelebranten und das Chorgestühl der Kartäuser-Väter schmücken. Den größten Kunstschatz birgt die seitliche Goldene Kapelle, wo man den gotischen Altar aus dem 15. Jahrhundert aufgestellt hat. Dieser Altar stand ursprünglich im Presbyterium. Für eine Überraschung der Besucher sorgt der fliegende Todesengel über dem Haupteingang. Er ist ein Uhrpendel, das uns an die Endlichkeit des menschlichen Lebens auf dieser Welt erinnert. Eine der Kartäuser-Devisen war doch der Spruch „Memento mori“ (Gedenke des Todes!). Sehenswürdig ist auch die einzige Einsiedelei, die nicht abgebaut wurde. Einst verband der Kreuzgang alle Einsiedeleien, um auf diese Weise den Zugang zur Kirche zu ermöglichen. Von der nördlichen Seite des Gotteshauses erblickt man das Refektorium, d.h. den ehemaligen Speisesaal des Klosters. Heutzutage veranstaltet die Kunstgalerie hier mehrere Sonderausstellungen. In den Kellern befindet sich das gemütliche „Café unter dem Refektorium“.